Referenzen

Tina Dombek, 42 Jahre

"Ich habe bereits Ende der 90er Jahre bei der Euro eine Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin absolviert und im Anschluss u.a. als Fremdsprachensekretärin in der Automobilbranche gearbeitet. Ein paar Jahre später entschied ich mich für den nächsten Step. So war ich im ersten Jahrgang der Übersetzer / Dolmetscher dabei und hatte 2006 den Abschluss (damals noch in Würzburg) in der Tasche. Hauptfach Englisch, Nebenfach Spanisch, Fachgebiet Wirtschaft.
Aus meinem privaten Umfeld wurden damals Stimmen laut, dass ich mich für einen Beruf ohne Zukunft entscheiden würde und meine Studienfachwahl doch eigentlich eine perspektivlose, brotlose “Leidenschaft” sei, da die Übersetzungstools im Internet immer besser würden und man in ein paar Jahren überhaupt keine Übersetzerinnen wie mich mehr brauchen würde. Und schon gar nicht mit dieser "phantasielosen Sprachkombi".
Weit gefehlt. Heute, ca. 15 Jahre später, arbeite ich als Übersetzerin in einem international agierenden Unternehmen aus der Engineering-Dienstleistungsbranche mit über 30 Niederlassungen weltweit und weiß vor lauter Arbeit manchmal gar nicht, wo mir der Kopf steht. Ich übersetze Dokumente aller Art. Das heißt, nicht nur entsprechend meinem damals gewählten Fachgebiet Wirtschaft, sondern tatsächlich auch sehr viele technische Dokumente. Sollte ich mit dem deutschen Ausgangstext Schwierigkeiten haben (weil das technische Sachverständnis nicht reicht), lasse ich mir den technischen Background von einem Ingenieur-Kollegen erklären. Dann klappt auch die Übersetzung. Ich übersetze tatsächlich als eine der wenigen “non-native-speakers” ins Englische. Es gibt aber ebenso viele Texte aus dem Fachbereich Wirtschaft, die bei mir landen. Oder oft auch mal allgemeine Texte, wenn z.B. der Internetauftritt der Firma aktualisiert werden soll oder im Intranet neue Inhalte veröffentlicht werden. Gelegentlich sind auch Texte vom Spanischen ins Deutsche von mir zu bearbeiten.
Für meine Tätigkeit müssen nicht nur die “Arbeitsmittel” der Übersetzer wie Wortschatz, Grammatik, Rechtschreibung, Textverständnis, Übersetzungstechniken ect. sitzen, sondern gleichermaßen sind auch fundierte Kenntnisse der gängigen Microsoft-Office-Tools und natürlich Trados gefordert. Das Übersetzungsprogramm nimmt nicht alle Dokumentenformate an, daher müssen die Dokumente vorher oft konvertiert werden. Und beinhaltet das Dokument z.b. ein Bild mit Textpassagen wird dieser Text auf dem Bild nicht übersetzt, da das Tool das Bild nicht als Text erkennt. Hierzu ist es dann wichtig zu wissen, wie man das Bild mit dem deutschen Text aus dem Ursprungsdokument in das englische Dokument übertragen bekommt - natürlich mit englischem Text. PowerPoint, Acrobat, Paint, Word, Excel ect. sind für meine Arbeit unerlässlich und es sind mehr als die Basiskenntnisse notwendig.
Ich lese auch sehr viel Korrektur, das Vier-Augen-Prinzip ist unverzichtbar. Denn so hilfreich wie die modernen Übersetzungstools heutzutage auch sind, eines habe ich durch meine Tätigkeit als Übersetzerin sehr schnell gemerkt: Kaum ein Übersetzungstool ist so gut wie wir. Die modernen Übersetzungstools können große Massen an Dokumenten sehr schnell erfassen und übersetzen. Aber es ist in 100% der Fällen eine Überarbeitung notwendig. Mal hat man viel zu korrigieren, mal wenig. Je nachdem, wie das Übersetzungstool gerade drauf ist ... Die Tools scheinen manchmal durchaus ein Eigenleben zu führen und machen dann seltsame Dinge. ;-) Bei uns im Team veröffentlichen wir einmal täglich die “Übersetzung des Tages” auf unserer Teamseite. Die Übersetzung des Tages kam bisher immer aus einem Tool. Irgendwas wirklich Lustiges, was die Tools so aus einem Ausgangstext fabriziert haben. Man sollte also wirklich immer zu 100% mit den Augen und dem Kopf bei der Sache sein und auch bereits übersetzte Texte wirklich von Anfang bis Ende gewissenhaft prüfen. Fit und ausgeschlafen am Schreibtisch (egal ob im Büro oder im Homeoffice) zu erscheinen, empfiehlt sich meist. :-)
Alles in allem ist der Übersetzer-Job meiner Ansicht nach eine abwechslungsreiche Aufgabe, aber natürlich eine reine Schreibtischtätigkeit. Er beinhaltet viele Facetten und verlangt uns so vieles mehr ab, als lediglich gutes Sprachvermögen. Ich bin froh, diesen Weg damals entgegen aller Prognosen der Außenstehenden eingeschlagen zu haben und dankbar für alles, was mir an der EURO beigebracht und mit auf den Weg gegeben wurde."